Auszug aus dem Vortrag von Sant Kirpal Singh, Florida, 7.12.1972
Vortrag in Englisch als mp3 auf der Website erhältlich www.audio.sant-kirpal-singh.org
Liebe Brüder und Schwestern,
die Menschen sehnen sich nach Frieden. Wie können wir ihn erlangen? Friede sollte in unseren Herzen beginnen. Wir sollten selbst Frieden verströmen, so wie Guru Nanak betete: „Friede sei auf der ganzen Welt, nach Deinem Willen, O Herr.“ Dafür muss es natürlich eine spirituelle Revolution geben.
Die Welt ist bereits in Aufruhr; aber diese Revolution sollte eine andere sein, keine äußere, sondern eine Revolution gegen die schlechten Eigenschaften des Gemüts, die uns von Gott fernhalten. Das wird man erreichen, wenn man der Menschheit im Allgemeinen richtiges Verstehen gibt, das zu richtigen Gedanken führt. Erst kommt das Verstehen, dann kommen richtige Gedanken, die zu den richtigen Worten führen, und daraus folgt richtiges Handeln. Das Ganze geht von richtigem Verstehen aus.
Ihr werdet feststellen, dass richtiges Verstehen als Erstes darin liegt, dass wir erkennen: Es gibt einen Schöpfer des Universums, der die kontrollierende Kraft ist, die die ganze Schöpfung durchdringt. Diese Welt entstand nicht aus sich selbst heraus, es gibt einen Schöpfer, und Wissenschaftler kommen jetzt zu dem Schluss, dass die ganze Schöpfung von einer Kraft kontrolliert wird, die bewusst ist. Das Erste ist also: Die ganze Welt ist die Offenbarung Gottes, kein Osten und kein Westen, die Erde unten und der Himmel über uns sind Seine Offenbarung.
Guru Nanak kam nach Mekka. Nachts legte er sich nieder, die Füße zur Kaaba, dem Haus Gottes, ausgestreckt. Die Priester dort wiesen ihn zurecht: „Warum liegst du mit den Füßen zum Haus Gottes?“ „Liebe Freunde“, erklärte Guru Nanak höflich, „ich sehe Gott überall, es gibt keinen Ort, wo Er nicht ist. Wenn ihr denkt, es gibt eine Richtung, in der Er nicht ist, könnt ihr meine Füße dorthin wenden.“ Versteht ihr? Jeder Ort, wo man in Ergebenheit kniet, ist heilig, sagen die Meister. Das ist das erste richtige Verstehen.
„Die ganze Erde ist gesegnet, denn Gott durchdringt alles. Wenn die, die mir folgen, Zeit finden zu Gott zu beten, können sie das an jedem Ort tun; ganz gleich, in welche Richtung sie sich wenden, denn Gott ist überall“, sagt ein großer muslimischer Heiliger. Auch der Koran, die Heilige Schrift der Moslems, sagt „Gott ist überall.“ Sprecht eure Gebete, wo immer ihr seid; ob wir uns dabei nach Osten oder Westen wenden, hat wenig zu sagen.
Das ist also das erste richtige Verstehen: wir leben in Ihm und haben unser Sein in Ihm. Er ist in uns, um uns, über uns und unter uns. Wie ein Fisch im Wasser haben wir unser Sein in Ihm. Das ist richtiges Verstehen. Und weiter: Gott schuf die Menschen mit gleichen Vorrechten, alle sind auf die gleiche Art geboren, kein hoch, kein niedrig, alle haben denselben Aufbau im Äußeren — zwei Augen, zwei Ohren, Nase und Mund usw. — und der innere Aufbau ist auch derselbe. Wir werden von einer höheren Kraft, die für uns alle dieselbe ist, im Körper kontrolliert. Dieses richtige Verstehen — dass Gott in jedem Herzen wohnt und jeder Ort, an dem man in Ergebenheit kniet, heilig ist, dass alle mit den gleichen Vorrechten von Gott geboren wurden, kein hoch, kein niedrig, weder Ost noch West — wird in richtiges Denken münden.
Bei meinem letzten Besuch (in den USA) wurde ein Treffen für Ost und West einberufen. Einige, die Amerika gerade besuchten, nahmen daran teil. Jeder erzählte, woher er kam. Als ich an die Reihe kam, sagte ich: „Es heißt, ‚‘Ost bleibt Ost und West bleibt West und die beiden werden nie zusammenkommen.‘ Aber es gibt keinen Osten und keinen Westen, denn die gesamte Schöpfung ist das Haus unseres Vaters und all die Länder sind die vielen Räume darin. Nur wir haben diese Dinge geschaffen, weil es uns an richtigem Verstehen mangelt.“ Das ist also das eine; was wird die Folge davon sein, wenn ihr dieses richtige Verstehen habt? Euer ganzer Blickwinkel wird sich ändern, ihr werdet sehen, dass wir alle Kinder Gottes, des gleichen Vaters, sind. Die wahre Vaterschaft Gottes und die Bruderschaft der Menschen wird gefestigt werden. Das meine ich mit spiritueller Revolution — gegen die Gottlosigkeit.
Kabir sagt: „Seht einzig den Einen in allen Dingen.“ Guru Arjan sagt: „Alles — das Sichtbare und das Unsichtbare — ist Seine Offenbarung.“ Lord Krishna sagt: „Wer mich in allen sieht und alle in mir, der ist mir teuer.“
Wenn Meister kommen, ist die erste Botschaft, die sie bringen: „Es gibt Gott.“ Sie sagen: „Wir haben Ihn gesehen.“ Mit welchen Augen? Jenes Auge, das Gott sieht, ist in jedem und ist anders als die Augen aus Fleisch und Blut. Es wird ‚Drittes Auge‘, ‚Einzelauge‘ oder ‚verborgenes Auge‘ genannt. Die ganze Welt ist Seine Offenbarung, und Er wohnt in jedem Herzen. In diesem Sinne sind die physischen Körper die wahren Tempel Gottes“, sagen sie.
Das meine ich mit richtigem Verstehen; wenn man das der Allgemeinheit begreiflich macht, werden aus diesem richtigen Verstehen richtige Gedanken hervorgehen und daraus wiederum richtige Worte und Taten.
Obwohl wir die Merkmale verschiedener Religionen tragen, sind wir doch alle eins. Diese Merkmale zeigen nur, dass wir uns einer besonderen Gemeinschaft angeschlossen haben, um diese Einheit zu erkennen. Das höchste Ziel aller Religionen ist, Gott zu erkennen, und um Gott zu erkennen, müssen wir zuerst uns selbst erkennen, da Gott nicht durch die nach außen gerichteten Sinne, das Gemüt oder den Verstand erkannt werden kann. Nur die Seele kann die Überseele erkennen. Nur Gleiches kann Gleiches erkennen. Gott ist Einer, auch wenn es vielleicht viele Arten der äußeren Verehrung gibt; aber der endgültige, der innere Weg, ist für alle derselbe. Rajab, ein muslimischer Heiliger, sagt uns: „Der Bogenschützen mögen viele sein, das Ziel aber ist dasselbe.“
Das Königreich Gottes kann auf Erden kommen und Frieden kann in höchstem Grad herrschen, wenn uns ein spiritueller Meister eine Demonstration des inneren Pfades gewährt, der uns wahren Frieden und richtiges Verstehen bringt. Kein Politiker war je in der Lage, der Welt Frieden, Harmonie und Zusammenarbeit zu bringen. Wäre ihre Arbeit aber in Übereinstimmung und Zusammenarbeit mit den spirituellen Meistern, wäre der Friede sehr bald erreicht.
Wenn Meister kommen, sind sie sich Gottes von allem Anfang an bewusst, sogar schon in der Kindheit. Als man Guru Nanak zu seiner Bildung in die Schule schickte, lehrte ihn der Lehrer: „Eins, zwei…“ Er fuhr fort, Guru Nanak aber sagte: „Wartet, halt, wartet! Was meint Ihr mit ‚eins‘?“ Er war ein vier- oder fünfjähriges Kind! Nanak sagte: „Dieses ‚eins‘ bedeutet: Es gibt einen Gott.“ Ihr seht: er war bewusst. Dann fuhr er fort: „Was ist Er, dass all die Schöpfung aus Ihm hervorgegangen ist? Er ist ewig, der Schöpfer der ganzen Schöpfung, die Kraft, die alles lenkt; keiner ist Ihm gleich, mit niemand hat Er Feindschaft, vor niemand hat Er Furcht. Er entstand aus sich selbst, keiner hat Ihn geschaffen.“ Da fragte ihn der Lehrer: „Was bedeutet das, wie kann es erlangt werden?“ „Durch die Gnade eines Meisters“, antwortete er. „Es ist das Geschenk eines Meisters.“
Weiter sagte er: „Wenn ich sage, ‚Gott ist Einer‘, meine ich damit nicht, dass Er einer ist. ‚Eins‘ steht für etwas anderes, das man mit diesem Ausdruck benennt. Er aber ist weder einer noch zwei. Er ist etwas, das erfahren werden kann. Wir können in Ihn gehen, in Ihm aufgehen. Diese Erfahrung kann von einem Meister gegeben werden. Er kann uns die Erkenntnis dessen, wofür die Ziffer ‚eins‘ steht, geben.“ Und wie? Er sagt: „Verbrenne alle deine äußeren Verhaftungen, verbrenne sie, mache Tinte aus ihrer Asche und schreibe mit deinem bewussten Selbst beständig das Lob des Herrn.“
Solange wir außen verhaftet sind, können wir uns selbst nicht erkennen. Wenn wir uns durch unser bewusstes Selbst erkennen, können wir sehen, was Er ist. Kabir sagt: „Sage ich ‚einer‘, erhebt sich die Frage nach einem zweiten, das kommt einer Beleidigung gleich. Gott ist weder eins‚ noch zwei. Er ist etwas, wofür ‚einer‘ nur ein Ausdruck ist. Er ist in sich selbst etwas, das nur erfahren, nicht aber in Worten ausgedrückt werden kann.“
Guru Arjan gibt den Grund dafür, warum wir Ihn den ‚Einen‘ nennen: „O Gott, wir sind begrenzt, Du aber bist unbegrenzt. Weil wir begrenzt sind, können wir nur unseren begrenzten Maßstab anlegen.“ Ist das nicht wahr? Niemand kann je den Absoluten sehen und niemand sah Ihn bisher — den Absoluten Gott, den Wortlosen Gott, der sich nicht zum Ausdruck brachte. Die Kraft, die sich zum Ausdruck brachte, wurde ‚Wort‘ oder ‚Naam‘ genannt. Der äußere Ausdruck dieser Kraft ist Licht und Ton, und dieses Licht kann gesehen werden und der Ton kann gehört werden. Deshalb sagt die Bibel: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg“.
Jeder Mensch hat eine geheime Kammer in sich, die ‚verborgene Kammer des Körpers‘ genannt wird. Sie liegt über dem Herzen und über dem Gemüt und versorgt das Gemüt zu einem gewissen Grad mit Verstehen und das Herz mit Gefühlen der Liebe. Diese Kammer ist das Königreich Gottes in uns, das kostbare Juwel und die Perle von höchstem Wert. Heilige öffnen, wenn wir mit ihnen in Verbindung kommen, diese Kammer, indem sie unsere ganze Aufmerksamkeit von außen zurückziehen. Die Prüfung für einen wahren Meister ist, dass jener kleinste Bereich in uns in Seiner Gemeinschaft geöffnet und das Licht Gottes— jenes göttliche Licht der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft — sichtbar wird. Christus sagt: „Wenn dein Auge einfältig ist, wird dein ganzer Leib Licht sein.“ Prophet Mohammed sagte: „Wo ist das Licht Allahs zu finden? In den menschlichen Tempeln.“
Warum zitiere ich diese Dinge? Weil von den Heiligen und Meistern, die von Zeit zu Zeit kamen, richtiges Verstehen gegeben wurde. So sagt Lord Krishna: „Ich werde dir göttliches Licht schenken und du wirst all meine Herrlichkeit innen schauen.“ Buddha sagte das gleiche: „Jeder Mensch besitzt (in sich) den strahlenden Spiegel der Erleuchtung.“ Das erkannten alle Buddhas (Erleuchteten). Weiter verkündete er: „Der Weg der Erleuchteten ist (ein Erwachen) wie das Sprießen von Schneeglöckchen hinter den Augen.“
Dann kam Christus und es war, als ob Krokusse ihre Herzen dem Winterhimmel öffneten. Jetzt aber ist die Zeit gekommen, in der wir von neuem geboren werden können. Davon sprach Christus, als er sagte, dass die Armen im Geiste das Himmelreich erben werden.
So kommt jetzt Frühling für uns. Es werden mehr von Duft erfüllte Heilige sein, möchte ich nun sagen, die vortreten werden, um uns durch Gottes Gnade eine Verbindung mit der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft zu geben. Und das ist die Revolution, die spirituelle Revolution, die im Kommen ist — ein Erwachen überall.
Warum kommen solche Menschen jetzt? In der Vergangenheit wurden diese Dinge dem Schüler nur nach einer langen Zeit der Prüfung anvertraut. Jetzt aber werden sie von offener Tribüne bekannt gemacht; die Menschen bekommen es unterschiedslos, sie erhalten etwas, ob sie bereit sind oder nicht. Das ist jetzt notwendig, die Zeiten haben sich geändert.
Meister kommen von Zeit zu Zeit, um diese Dinge andere, die die menschliche Geburt erhielten, erfahren zu lassen, denn nur im menschlichen Körper und in keiner anderen Form können wir Gott erkennen.
Der Absolute Gott wird, wie ihr wisst, Wortlos oder Namenlos genannt. Als Er zu Vielen werden wollte, offenbarte Er sich, und durch die Offenbarung entstanden Schwingungen, die sich in zwei Dingen äußern: Licht und Ton. Diese ursprüngliche Offenbarung Gottes wird ‚Wort‘ oder ‚Naam‘ genannt und ist die Ursache der ganzen Schöpfung. Er ist der Schöpfer des Universums, Er lenkt die ganze Schöpfung und durchdringt die ganze Schöpfung. Daher heißt es in der Bibel: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Alle Dinge sind durch dasselbige gemacht und ohne dasselbige ist nichts gemacht, was gemacht ist.“ Die Veden sagen das gleiche, sie benutzen das Wort „Prajapati“, es bedeutet genau dasselbe.
„Im Anfang war ‚Prajapti‘, mit ihm war das Wort und das Wort war wahrlich der höchste Brahma (Schöpfer).“ (Die Veden wurden ca. 5000 Jahre vor Christus von den Rishis gesungen und verbreitet.) Auch Guru Nanak und all die Heiligen sprechen von ‚Naam‘ (dem Wort) als dem Schöpfer des ganzen Universums. Das ist also die sich zum Ausdruck bringende Gotteskraft. Als sie sich manifestierte, entstand eine Schwingung, aus der Licht und Ton hervorgingen. Die Menschen gaben dieser Kraft Millionen von Namen, um sie zu beschreiben. So beschreiben die Weisen diese Kraft mit zahllosen Namen. Einige sagen ‚Soami‘, was ‚Herr‘ bedeutet; andere nennen Ihn ‚Agam‘, den ‚Unbegreiflichen‘ oder ‚Unbeschreiblichen‘, oder ‚Sat Purusha‘, was der ‚Ewige‘ heißt. Es gibt viele Eigenschaftsbezeichnungen mehr, um diese Kraft zu benennen. Dies sind einige Worte, um zwischen den beiden (dem wortlosen Zustand und der sich zum Ausdruck bringenden Kraft) zu unterscheiden und jene Kraft zu bezeichnen, die die Ursache aller Schöpfung ist und deren äußerer Ausdruck Licht und Ton sind. So kommen die Meister von Zeit zu Zeit und klären die Dinge. […]
Welches ist nun jenes besondere Naam (bedeutet ind. auch Name), das Erlösung bringt? Das ursprüngliche Naam ist etwas Verborgenes, und nur eine seltene Seele kann von ihm erfahren und ihn verwirklichen. Es ist die Kraft, die die ganze Schöpfung durchdringt, deren äußerer Ausdruck Licht und Ton ist, die mit dem inneren Auge gesehen werden und mit dem inneren Ohr gehört werden kann; es ist in jedem Menschen und durch die Gnade eines Meisters wird diese neue Welt in uns geöffnet und wir sehen.
Nehmt ein Beispiel, um das zu verstehen: Wasser ist ein flüssiges Etwas, das in den verschiedenen Sprachen mit unterschiedlichen Namen bezeichnet wird; auf Englisch als ‚water‘, auf Latein ‚aqua‘, auf Hindi ‚jal‘ oder ’nir‘, auf Persisch ‚aab‘ und auf Urdu ‚pani‘. Dies sind die Worte, die diese Flüssigkeit benennen, durch die, wenn ihr sie trinkt, euer Durst gelöscht werden kann. Durch das Wiederholen eines dieser Namen wird euer Durst jedoch nicht gelöscht. Die sich zum Ausdruck bringende Gotteskraft wird Wort, Naam, Kalma genannt. Er ist der Schöpfer von allem und hat zwei Aspekte: Licht und Ton. Und wenn Meister kommen, bringen sie uns mit jener Kraft in uns in Verbindung. Sie öffnen unser inneres Auge, indem sie uns zu einem gewissen Maß über das Körperbewusstsein und die nach außen gerichteten Kräfte erheben; wir beginnen zu sehen. Deshalb heißt es: „Hingabe an Naam ist die einzig wahre Verehrung.“
Gott ist Geist; wir können Ihn nur im Geist anbeten. Guru Amar Das sagt: „Jeder verehrt Ihn, doch nur auf der Ebene der Sinne; so erhalten sie keine Ergebnisse, die zur Erlösung führen. Aufgehen in Naam aber reinigt das Gemüt und bringt Frucht im Überfluss.“ Versteht ihr? Worte sind Worte; das aber, was jene Worte beschreiben, ist etwas anderes; das ist die Kraft, die alle Schöpfung regiert, die alles durchdringt und die auch uns im Körper kontrolliert.
So ist der Körper der wahre Tempel Gottes, in dem wir wohnen, und auch jene Kraft, die uns darin hält.[…]
„Der Körper ist wahrlich der Tempel Gottes und der Geist Gottes wohnt darin“, Emerson sagt: „Klopft innen an.“ Präsident Truman sagte immer, dass er, wenn er von den äußeren Pflichten und Bürden des hohen Amtes müde war, das „Fuchsloch des Gehirns“ aufsuchte. Die Veden nennen es ‚Brahmarendra‘ (Öffnung, durch die man eine Verbindung mit Brahma erlangen kann).
Wahrnehmung, Intuition und Schlussfolgern helfen, die Wahrheit bis zu einem gewissen Ausmaß zu verstehen — aber nicht mehr. Ihr versteht all das auf der Ebene des Verstandes; aber Sehen heißt glauben. Mit eigenem Auge sehen — dem inneren Auge — das ist ein Zugang, über den wir nur sehr wenig oder gar nichts wissen. Ihn geben die Meister. Nanak sagt: „Die Blinden kennen das Tor nicht.“ Christus bezieht sich darauf, wenn er sagt: „Klopfet an und es wird euch aufgetan“, und „wer mein Wort hört, mit dem werde ich das Abendmahl einnehmen und er mit mir.“ So müssen wir uns zum Dritten Auge oder ‚Shiv Netra‘ in uns hinwenden.
Gott sagte: „Es werde Licht“. Die Folge davon war? „Es ward Licht.“ So sagt es die Genesis. „Es war das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen; jenes Licht ist das Leben der Menschen.“ Solches Licht ist in euch. „Schaue darauf, dass nicht das Licht in dir Finsternis sei.“ Alle Schriften beschreiben das: Die Strahlen des Lichtes vibrieren mit der Musik des Lebens; beide gehen Hand in Hand. Die ‚tönende Strahlung‘, könnte man sagen; jene tönende Strahlung, die aus dem formlosen, absoluten Sein ausströmt, seit Er begann, die Welt in ihren bunten Farben und unzähligen Formen und Gestaltungen zu offenbaren. Dankt Gott! Er brachte die Schöpfung hervor und ist nie fern von ihr. Er durchdringt die Welt, die ganze Schöpfung, und steht doch weit über der Schöpfung.